Ausbildung Endurance Pferd

Die Distanzreiter haben bei vielen Dressur- und Springreiter den Ruf, „wer nicht Dressurreiten kann oder einen Springparcours absolvieren kann der kann wenigstens noch an einem Distanzritt geradeaus reiten...“. ABER die Ausbildung eines Distanzpferdes ist ebenso anspruchsvoll und sollte ebenso seriös ablaufen wie diejenige eines Dressur- und eines Springpferdes.

Das häufigste Bild, welches man von einem Endurance Reiter-Pferde-Paar sieht ist:

  • der Reiter sitzt cool im Sattel, eine Hand schlenkert locker am Körper herunter, die andere hält den losen Zügel
  • das Pferd geht in einem Mitteltrab die Geräusche sind unüberhörbar, das Lot zeigt, dass das Pferd auf der Vorhand geht, den Kopf in der Höhe, die Hinterhand kommt einfach mit weil sie angewachsen ist...
Solche Bilder sind kein Einzelfall. Das kann je nach Pferd, Konstitution und Anzahl Einsätzen ein paar Jahre gut gehen. Aber unweigerlich werden sich Lahmheiten vor allem der Vorhand einstellen. Ist das Gelände schwieriger, mit vielen Auf- und Abstiegen, können die Lahmheiten auch auf die Hinterhand konzentriert sein da es einfach zu schwach ist, sein Gewicht über längere Distanzen zu tragen.


In jeder Dressurlehre trifft man auf die Begriffe: Losgelassenheit, Takt, Anlehnung, Schwung, Geraderichten und Versammlung. 

Diese Begriffe müssen auch für das Distanzpferd gelten.


Sind diese Ausbildungsschritte nicht seriös durchlaufen riskiert man erhöhter Verschleiss. Diese Verschleisserscheinungen kommen nicht plötzlich, je nach Konstitution kann ein Pferd längere Zeit ohne Versammlung daherlatschen. Aber schlussendlich wird es immer wieder wegen Lahmheiten ausscheiden.

Solange das Distanzpferd die obigen Schritte nicht beherrscht und keine Versammlung am langen Zügel kann, darf die Strecke nicht verlängert werden und schon gar nicht das Tempo erhöht werden. Denn die Erhöhung des Tempos wäre nur eine Erhöhung des Taktes und nicht des Raumgriffes. Bei der Erhöhung des Taktes wird der Rhythmus und das Gleichgewicht gestört und es resultiert wiederum beschleunigter Verschleiss.


Wie sieht ein gut gearbeitetes Pferd aus, welches sich im natürlichen Gleichgewicht tragen kann?

Gleichmässig bemuskelten Hals                                                       Fehler sind: zu starke Bemuskelung am Unterhals, prominente und harte Muskeln im Genick,                                                                                                  ein „Loch“ vor der Schulter, Das Pferd geht nicht durchs Genick, hält oft den Kopf in der Höhe                                                                                                  und wehrt sich gegen die Reiterhand


Kräftiger, gut gefüllter Muskel über & unter dem Schulterblatt             Fehler sind: zu prominente Muskeln im Gegensatz zur Hinterhand, welche fast keine Muskeln                                                                                                  aufweist. Das Pferd läuft v. a. auf der Vorhand, zieht sich den Berg hoch anstatt sich                                                                                                               hochzustossen, nimmt hinten kein Gewicht auf

Harmonische Oberlinie, „gefüllter“ Wiederrist, gute Bauchmuskeln        Fehler sind: „Löcher“ links & rechts neben dem Wiederrist, die Dornfortsätze stehen heraus, die kräftiger Brust-Lenden-Übergang                                                     Verbindung Brust-Lende „hängt“, der Rücken sieht nach einer „Hängematte“ aus, das Pferd hat                                                                                                  einen sog. „Heubauch“. ES geht nicht über den Rücken, Hinterhand ist nicht aktiv. 

Mit Muskeln bepackte Hinterhand                                                  Fehler sind: „Loch“ unterhalb des Hüfthöckers, links und rechts des Kreuzbeins ist eine Delle, hebt                                                                                                  man den Schweif ist dort eine gähnende Leere. Das Pferd aktiviert seine Hinterhand zuwenig, hat                                                                                                  Stabilitätsprobleme oder könnte auch blockiert sein.

Was muss das Distanzpferd können ?

  • in jedem Gelände trittsicher gehen
  • bei jedem Wetter in jedem Boden gehen
  • auf einem schmalen Streifen von ca. 30 – 40 cm sicher galoppieren und traben 
  • auf feinste Hilfen des Reiters reagieren
  •  eine Wegkurve galoppieren, auch mal im Aussengalopp
  • gehorsam sein in den VetGates und den Groompunkten
  • fressen 
  • cool sein und seine Energie nicht unnötig verpuffen
  • Kampfgeist und Freude an der Arbeit haben
  • so schonend gehen, dass es über Jahre eingesetzt werden kann
  • - usw.

Schlussfolgerung:

  • Das Distanzpferd braucht eine solide, welche auf den Grundprinzipien der klassischen Dressur aufbaut.
  • Während des Trainings muss akribisch auf die Gewichtsverlagerung auf die Hinterhand Wert gelegt werden. 
  • Im Training wird oft viel kaputt gemacht, weil auf jeglichem Boden getrabt und galoppiert wird. Gerade im Training kann man sich die guten Böden aussuchen
  • Das Distanzpferd soll keinen Mitteltrab machen, die Gelenke dürfen nicht wie bei einem Dressurpferd „gespickt“ werden sonst resultiert erhöhter Verschleiss
  • Der Reiter kontrolliert während des ganzen Rittes das Pferd und unterstützt es, bevor es aus dem Gleichgewicht zu fallen droht, d. h. auf die Vorhand fällt. Dazu muss er beide Hände an den Zügeln haben um schnell die Verbindung zum Maul herstellen zu können
  • Das versammelte, gut gerittene Pferd schwebt und donnert nicht über den Boden