Taktische Ritteinteilung

Das richtige taktische Reiten beginnt bereits bei den kleinen Prüfungen. Je länger aber die Ritte sind desto wichtiger wird die Taktik, die Einteilung der Strecke. Im Folgenden gebe ich einige Ratschläge und Tipps weiter, das Wichtigste aber ist und bleibt, dass der Reiter die Stärken und Schwächen seines Pferdes kennt und sie einzusetzen vermag.

Der Ritt beginnt bereits zu Hause am Morgen früh:

Das Pferd sollte mindestens 2 Std. vor dem Start gefüttert werden damit die Verdauung optimal erfolgen kann. Ist der Anfahrtsweg sehr lange (mehr als 3 Std.), sollte man sich überlegen bereits am Vortag anzureisen. Ist dies nicht möglich, kann man das Frühstück halbieren. Die erste Hälfte gibt man vor der Abfahrt und die zweite Hälfte füttert man während einer Pause unterwegs.
Für kleinere Prüfungen ist ein Anreisen am selben Tag in der Regel ausreichend. Für internationale Prüfungen muss die Anreise mindestens am Vortag sein, besser früher für um eine optimale Akklimatisation zu gewährleisten.

Ankunft auf dem Turnierplatz:

Sobald das Pferd ausgeladen ist, sollte man mit ihm zügig spazieren gehen und es zwischendurch ein paar Häppchen grasen lassen. So wird es erstens beruhigt, zweitens an die Umgebung gewöhnt und drittens lockert man die Muskulatur, welche vom Stehen im Transporter etwas steif geworden ist. Sobald sich das Pferd gut präsentiert, kann man in die Veterinär-Vorkontrolle. Es ist daher wichtig, sich zu Hause, für den Transport und die Vorbereitung auf die Vorkontrolle genug Zeit einzuplanen damit keine Hektik aufkommen kann.


Aufwärmen des Pferdes:

Dem Aufwärmen vor dem Ritt sollte grosse Beachtung geschenkt werden. Da der Start mit etlichen Aufregungen, u. a. auch Bocksprüngen, verbunden sein kann, sollten Muskulatur, Bänder und Sehnen optimal aufgewärmt sein um diesen Beanspruchungen stand zu halten.

Der Groom wärmt das Pferd im Schritt und Trab ohne engen Wendungen und in einem zügigen Tempo an der Hand, während 20 - 30 Minuten auf. Das Ziel ist es, das Pferd zu „wecken“, es zu lockern und vor allem es anzuwärmen. Ist das Pferd sehr nervös sollte auch beruhigend auf das Pferd eingewirkt werden. Man kann es zwischendurch ein paar Büschel Gras fressen lassen aber die Haupttätigkeit sollte zügiges Spazieren sein.

Ca. 20 - 30 Minuten vor dem Start sollte der Reiter das Pferd in allen Gangarten reiten.


Der Start:

Gestartet wird in einem lockeren Trab oder Galopp. Ist das Pferd sehr aufgeregt soll man in einer langsamen Gangart, z. B. Schritt starten, und darauf achten, dass man sich entweder in einer ruhigen Gruppe einordnet oder sogar alleine ohne Sichtkontakt zum vorherigen Reiter startet.

Der Ritt:

  • langsam starten

  • Die erste Phase gehört der Rhythmussuche: erst wenn das Pferd locker geht und der Reiter ruhig sitzen kann ohne immer an den Zügel zu zupfen, kann das Tempo gesteigert werden.

  • Man kann sich als Ziel setzten jede Runde etwas schneller zu reiten und am Schluss noch genug Reserve zu haben um ein Finish zu reiten.

  • In einem EVG sieht das oft umgekehrt aus, reitet man aber sehr rhythmisch und ruhig, regt sich das Pferd erstens nicht auf und zweitens ist der Puls nach einem rhythmischen Ritt auch schneller unten auch wenn die Ziellinie im Galopp überquert wird.

  • Steigungen sollten im Schritt oder in einem leichten „Jog“ überwunden werden. Sobald es wieder flach wird kann sofort angaloppiert werden so sparen die Pferde Kräfte während der Steigung um sie anschliessend gleich wieder gebrauchen zu können.

  • Gefälle kann je nach Ausbildungsstand des Pferdes (kann das Pferd die Hinterhand untersetzen oder fällt es völlig auf die Vorhand...?) und je nach Gefälle im Trab oder Galopp gemeistert werden. Hier kann man viel Tempo mit wenig Kraftaufwand gewinnen.

  • Auf den ersten km saufen die Pferde in der Regel nicht. Was aber je nach Wetter sehr wichtig ist, ist das Kühlen an jedem Groompoint. Dabei sollte die Flasche aus dem Trab oder sogar Galopp übernommen werden (evt. zu Hause üben) damit der Rhythmus des Pferdes nicht gestört wird.

  • Wichtig ist, dass man sich durch unrhythmisches Reiten anderer Teilnehmer nicht von seinem Rhythmus ab bringen lassen soll auch wenn man lange Strecken alleine zurücklegen muss. Der Rhythmus ist und bleibt das Wichtigste während eines Rittes!

    Nun wünsche ich allen nur noch rhythmische Ritte ohne Kraftverschleiss für Reiter und Pferde - viel Glück!


Andrea Amacher